Trinkwasserversorgung für 17.000 Menschen
NARUD e.V. hat mit der Partnerorganisation ADDC ein Wasserprojekt in Kamerun entwickelt und umgesetzt.
Das innovative Trinkwasser-Versorgungsprojekt sorgt für bessere Lebensbedingungen für ca. 17.000 Menschen. In Zusammenarbeit mit dem lokalen Partner ADDC und weiteren lokalen Akteuren kombiniert NARUD e.V. den Infrastruktur-Aufbau mit Berufsbildung, gesundheitsbezogener Sensibilisierung und zivilgesellschaftlicher Selbstverwaltung.
Das Dorf Koupa-Matapit war in den letzten Jahrzehnten beispielhaft für eine in vielen kamerunischen Lebensräumen anzutreffende alarmierende Trinkwassersituation mit dadurch bedingt schwierigen Entwicklungsbedingungen und prekären gesundheitlichen Verhältnissen. Ein drastischer Mangel an sauberem Trinkwasser rief eine Reihe gesundheitlicher Probleme und Einschränkungen in der Lebensführung hervor.
Eindrücke aus Koupa-Matapit
Bisher lange Wege der Wasserbeschaffung waren besonders für die Frauen und Kinder sehr erschöpfend, da das Wasser getragen wird – und auch gefährlich, u.a. hinsichtlich sexualisierter Gewalt. Zeit für Selbstverwirklichung, Selbstfürsorge, Bildung, Erwerbstätigkeit und soziales Engagement war für Frauen und Kinder bisher stark begrenzt.
Nach einem – die ländliche Wasserversorgung betreffenden – Scheitern von vergangenen Maßnahmen der sog. Entwicklungshilfe und einem Versagen der staatlichen Organe bedarf es neuer Lösungen der Entwicklungsherausforderung. Rein privatwirtschaftliche geführte Vorstöße bergen Risiken für eine nachhaltige, gerechte Versorgung. Vielversprechend ist dagegen das Konzept eines Infrastrukturaufbaus in Bürger*innenhand, in Kooperation mit der Verwaltung und Nichtregierungsorganisationen. Im Idealfall kommt der Anstoß für derartige Projekte aus der Bevölkerung selbst, und das ist in Koupa-Matapit der Fall: Dorfbewohnende nahmen 2017 mit der Projektidee zu ADDC Kontakt auf. Dabei kam ihnen nicht eine bloße Bittsteller-Rolle zu, vielmehr waren zivilgesellschaftliche Aktive über verschiedene Initiativen bereits in vorbereitende Gutachten, die Projektkonzeption und die Personalsuche involviert. Denn eine Herausforderung besteht in der geringen Verfügbarkeit an Fachkräften vor Ort, zur Instandhaltung bestehender und zukünftiger Wasserversorgungseinrichtungen.
Sowohl der Baufortschritt, als auch der Aufbau einer zivilgesellschaftlichen Wasserverwaltungsgemeinschaft sind weit fortgeschritten. Das Wasser, naturverträglich entnommen aus einem Feuchtgebiet in der Nähe, wird mehrstufig aufbereitet und ist dafür geeignet, den Bedarf zum Trinken zu decken. Vor der Verteilung über Rohrleitungen wird das Wasser in einen Speichertank gepumpt, wobei teilweise Solarenergie eingesetzt wird.
Inzwischen wurden die meisten Baumaßnahmen abgeschlossen und auch die Wasserqualität geprüft. Es fehlte nur noch die Fertigstellung der 15 Entnahmestellen und ihre Zuleitungen. Um der Corona-Pandemie Vorschub zu leisten, wurden dem Zeitplan der Fertigstellung des Gesamtnetzes zuvorkommend, als Sofortmaßnahme 3 provisorische Entnahmestellen eingerichtet und ihre Betreuung organisiert.
Mit dabei in allen Bau- und Installationsschritten sind 12 junge Dorfberwohner bei der Umsetzung, im Learning-by-Doing Prozess und zur Vorbereitung für einen Qualifizierungsgang “Städtische Wasserversorgung”, der im Projekt neu eingerichtet wurde. Nach Bauabschluss folgen Theorie- und Praxiseinheiten an der Berufsschule in Foumban. Nachdem sie sich die eigenständige Erfüllung von Wartungsaufgaben angeeignet haben, werden sie auch die zu erwartenden technischen Probleme lösen können. Es besteht ein hoher Bedarf dieser Fachkräften in Foumban und Umgebung allgemein, denn die 6-monatige Qualifizierung ist so aufgestellt, dass die erfolgreichen Absolventen auch in privaten Haushalten Klempnerei-Fachtätigkeiten leisten können werden.
Parallel zum Baufortgang wurden und werden Meetings mit engagierten Menschen aus der Dorfgemeinschaft bzw. der neuen Wasserverwaltungsgemeinschaft veranstaltet. Daran, dass sie sehr gut besucht waren, zeigt sich, dass das Projekt als besonders bedeutsam und mit großem Interesse wahrgenommen wird. Es haben sich für alle Verantwortungsposten in der Gemeinschaft bereits geeignete Personen gefunden. Sie erhalten im Projekt Trainings, die ihnen helfen, ihren Funktionen zuverlässig nachzukommen, einerseits im Bereich EDV und digitale Medien und andererseits im Projektmanagement.
Dennoch gibt es ein mögliches Hindernis, für eine Wirkung des Projektes im Sinne einer deutlichen Reduktion von Infektionskrankheiten: Das allgemeine Problembewusstsein in Bezug auf verschmutztes Wasser bzw. die gesundheitliche Bedeutung eines hygienischen Umganges mit Trinkwasser ist in der gesamten Region gering. Hier besteht eine Wissenslücke, die bisher auch nicht an Schulen und sonstigen Lernorten geschlossen wurde, denn dort spielte der Themenbereich Wasser-Hygiene-Gesundheit trotz der hohen Prävalenz entsprechender Erkrankungen keine explizite Rolle.
Kampagnen zur Trinkwasserversorgung in Koupa-Matapit
Wir begegnen dem mit einer erfolgreich gestarteten Gesundheitskampagne, in der sowohl Multiplikator*innen für die schulische und außerschulische Bildung ausgebildet werden, als auch Radiosendungen zum Thema ausgestrahlt werden. Außerdem sollen in einem weiteren Teil des Projektes Plakate produziert und verteilt werden: Sie zeigen eine visuelle Darstellung der Verhaltensempfehlungen zur Krankheitsprävention. Diese Plakate werden an Schulen, sowie öffentlichen und weiteren geeigneten Stellen im Dorf angebracht.